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16.04.21 –
Von Theresia Wildfeuer
Ob in der Politik, Arbeitswelt und Familienarbeit, ob bei der Rente, Digitalisierung oder in medizinischen Studien – Frauen sind noch in vielen Bereichen der Gesellschaft benachteiligt und können nicht überall gleichberechtigt mitgestalten. Wie die Grünen eine gerechtere Gesellschaft schaffen wollen, zeigte ein Online-Format der Passauer Grünen mit der stv. Bundesvorsitzenden Ricarda Lang.
„Die Grünen haben als feministische Partei ein Alleinstellungsmerkmal“, sagte Helga Stieglmeier, frauenpolitische Sprecherin der Landtags-Grünen. Mindestens die Hälfte der Listenplätze blieben bei der Aufstellung der Bundestagskandidaten Frauen vorbehalten. Das Thema Feminismus habe auch für sie eine Rolle gespielt, um grünes Mitglied zu werden, schilderte Stefanie Auer, Direktkandidatin und Fraktionsvorsitzende im Stadtrat. Sie betonte die Frauenförderungsprogramme und Vernetzung.
Die „Grüne Stunde“ betonte, wie wichtig es ist, Frauen in Führungspositionen zu bringen, um Frauenthemen in den Fokus zu rücken. In der Pandemie werde den Frauen als „Heldinnen des Alltags“ gedankt, sagte die stellvertretende Bundesvorsitzende und frauenpolitische Sprecherin von Bündnis 90/Die Grünen, Ricarda Lang. Hier zeige sich, wie sehr Frauen das Zusammenleben prägen, sei es am schlecht bezahlten Arbeitsplatz an der Supermarktkasse oder in der Pflege, bei Homeschooling und Kita-Schließung, weil Sorgearbeit privatisiert sei. Im Konjunkturprogramm werde die soziale Infrastruktur nicht bedacht. Klatschen am Balkon sei zynisch, wenn sich Menschen keine Wohnung mit Balkon leisten können.
Helga Stieglmeier betonte die politische Partizipation von Frauen. Der Frauenanteil im aktuellen Bundestag betrage 32 Prozent, im Landtag nur rund 25 Prozent. Auch Stefanie Auer hielt es für wichtig, dass Frauen in den kommunalen Gremien sichtbar sind. Sie sollten überall dort vertreten sein, wo entschieden wird, zum Beispiel auch über die Verteilung der Gelder.
Ricarda Lang erläuterte das Wahlprogramm, über das intern viel debattiert und auch mit externen Organisationen wie den Landfrauen oder dem deutschen Frauenrat diskutiert worden sei. Klimagerechter Wohlstand, Daseinsvorsorge, geschlechtergerechter Haushalt oder soziale Räume – das Thema Feminismus ziehe sich wie ein roter Faden durch das Programm. Es gehe um Gerechtigkeit bei Lohn und Rente, um die Aufteilung von Lohn- und Sorgearbeit zwischen den Geschlechtern. Die Corona-Pandemie verstärke es, dass Frauen bei Homeschooling der Kinder von ihrem Beruf zurücktreten, weil sie weniger verdienen als Männer. Die Grünen wollten die Arbeit gerechter verteilen, ein Rückkehrrecht in Vollzeit gesetzlich verankern, das Ehegattensplitting abschaffen und eine „neue Vollzeit“, eine 30- oder 35-Stunden-Woche mit mehr Zeit für alle, um sich mehr um Familie und Kinder kümmern zu können.
Stefanie Auer trat für die Gleichberechtigung von Zwei-Mütter-Familien ein. Sie sah zudem angesichts der Digitalisierung Handlungsbedarf. Sie forderte „transparente Algorithmen, damit diese nicht diskriminierend wirken“, zum Beispiel bei der Förderung von Arbeitslosen. So habe zum Beispiel in einem österreichischen Arbeitsamt der Algorithmus einer Sachbearbeiterin den Vorschlag gemacht, sich gegen eine Frau mit Kind zu entscheiden. Auch bei der Vergabe von Krediten könnten Algorithmen Frauen außen vor lassen. Hier habe der Gesetzgeber viel aufzuholen, um die Diskriminierung von Frauen zu verhindern.
Auf die Frage nach der roten Linie für Koalitionsverhandlungen nannte Lang die Aufhebung des § 2019a, um Rechtssicherheit für Ärzte sowie Information für Frauen über Schwangerschaftsabbrüche und Zugang zu gesundheitlicher Versorgung zu ermöglichen. Das Wahlprogramm der Grünen könne hier auch in Passau Rückenwind geben, sagte Auer. Es sei daher wichtig, mehr Frauen in den Gremien zu haben. In der Diskussion mahnte eine Teilnehmerin mehr Rücksicht auf Frauen in der medizinischen Forschung an. Viele Kenntnisse über Medikamente basierten auf Studien mit männlichen Probanden, so dass Frauen oft in Gefahr gerieten.
Quelle: Passauer Neue Presse vom 16.04.2021
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