Jedes Jahr aufs Neue stellt sich die Frage, ob die Tradition der Grünen Donaupaddeltour seit 30 Jahren besteht oder sogar etwas länger oder kürzer. Das tat dem Vergnügen keinen Abbruch und so setzten sich die Paddler:innen in Deggendorf in die Boote und folgten dem Fluss und seiner Strömung bis zum Mühlhamer Keller. Die Region beheimatet die letzten großen Auwälder Mitteleuropas an der Isarmündung und stellt ein einzigartiges Ökosystem dar, dessen Schutzstatus trotz bisheriger Erfolge auch weiter gefestigt werden muss.
Der Tradition gemäß gab es zu Beginn eine Pressekonferenz, an der die Bundestagsabgeordneten Marlene Schönberger und Toni Hofreiter, der Landtagsabgeordnete Toni Schuberl und die Bezirksvorsitzenden Claudia Woller und Alex Rohde teilnahmen. Claudia Woller moderierte die Runde gewohnt souverän.
Hofreiter: Hochwasserschutz ist mehr als Polder und Deiche bauen
Toni Hofreiter, Bundestagsabgeordneter und Vorsitzender des Europa-Ausschusses, betonte die Wichtigkeit und Umsetzung der „Verordnung zur Wiederherstellung der Natur“. Nach langen Verhandlungen trat sie im August 2024 in Kraft. Ein Gesetz allein macht jedoch noch keine Verbesserung aus. Hofreiter dazu: „Nun geht es darum, tatsächlich mit aller Kraft daran zu arbeiten, die geforderten Maßnahmen zu ergreifen, dass bis 2030 wieder 25.000 km in frei fließende europäische Flüsse umgewandelt werden. Immer noch wird viel zu viel Geld in den technischen Hochwasserschutz durch Polder und Deiche statt in den natürlichen Hochwasserschutz, also die Anbindung von Auen, gesteckt.“ Hofreiter fügte an: „Eine aktuelle Analyse der Deutschen Umwelthilfe (DUH) zeigt, dass das Risiko für Hochwasser Katastrophen ausgerechnet in Bayern bundesweit noch am höchsten ist. Geeignete Maßnahmen müssen nun schnell ergriffen und umgesetzt werden.“
Bundestagsabgeordnete Marlene Schönberger blickte ebenfalls auf die aktuelle Bundespolitik: „Die Signale, die von der amtierenden Bundesregierung zu Natur- und Klimaschutz ausgehen, sind verheerend“, und ergänzte: „Während wir mitten in der Klimakrise stecken, macht Katharina Reiche, Wirtschaftsministerin und Gaslobbyistin, die Erfolge der Ampelregierung zunichte. Geld aus dem Klima- und Transformationsfonds soll in den Bau von klimaschädlichen Gaskraftwerke fließen. Gleichzeitig fehlt es an Geld für Klimaanpassung und Katastrophenschutz.“
LBV: Wenn Arten wie der Kiebitz verschwinden, schwächeln auch unsere Lebensgrundlagen
Dr. Christian Stierstorfer vom Landesbund für Vogel- und Naturschutz in Bayern erläuterte, dass die Wasserrahmenrichtlinie der EU Deutschland dazu zwingt, auch an der Donau zwischen Deggendorf und Passau mehr Rücksicht auf ökologische Belange zu nehmen, denn sie verpflichtet die Mitgliedstaaten, Gewässer so zu bewirtschaften, dass sie nicht weiter verschlechtert werden und mittelfristig einen guten Zustand erreichen. Stierstorfers Fazit: „Die Umsetzung ist ein Fiasko und die Zielsetzungen werden trotz wiederholter Zeitaufschübe nicht erreicht werden.“ Eng damit zusammenhänge das im letzten Jahr verabschiedete ‘Nature Restoration Law’, das konkrete Wiederherstellungsmaßnahmen benennt. Stierstorfer mahnte, dass es hier keine Aufweichungen geben dürfe. Den bedrohten Kiebitz stellte er als Indikator-Art für intakte Landschaften vor, in denen auch für die Menschen lebenswichtige Prozesse bisher noch gut funktionieren. Verschwindet der Vogel, wird es auch für die Lebensgrundlagen der Menschen schwierig.
Schuberl: Flüchtlinge sind heute schon meist Klimaflüchtlinge
MdL Toni Schuberl bezog sich zunächst auf das aktuelle Wetter: „Wir stehen hier am Deggendorfer Donaustrand – und wir hatten heuer schon wieder Wochen mit Temperaturhöchstwerten.“ Und gerne würde verdrängt, dass regelmäßig wiederkehrend kein Kreuzfahr- oder Lastenschiff die Donau befahren konnte.
Er gab zu bedenken, dass mit immer weniger regelmäßigem Niederschlagswasser und magerer Schneeausbeute im Winter unsere Grundwasserpegel nicht mehr ausreichend gefüllt werden. Die Wasserknappheit, wie sie seit Jahren unter anderem in Franken zu beobachten ist, wird dann langfristig für mehr als zwei Milliarden Menschen den Verlust der Lebensgrundlagen bedeuten.
Und die Hitze- und Trockenperioden, Überschwemmungen und Stürme werden zu gravierenden Menschenwanderungen führen. Schuberl: „Um das Schlimmste zu verhindern ist jede Stellschraube wichtig, um die Einhaltung des 1,5 Grad Ziels zu erreichen. Wir dürfen nicht wegsehen, wenn uns hier im Bayerischen Wald die Klimaveränderung vorerst glimpflicher trifft, in vielen Ländern aber nur noch um’s Überleben gekämpft wird – und dann vor unseren Grenzen Klimaflüchtlinge ankommen werden“.
"Was wir hier erleben dürfen, ist ein Naturschatz von unschätzbarem Wert", betonte Claudia Woller, Landratskandidatin der Grünen im Landkreis Passau. "Noch vor einigen Jahren stand dieser Lebensraum kurz vor der unwiederbringlichen Zerstörung durch Stauung und Kanalisierung. Dass die Donau hier noch ein Stück frei fließen kann, ist ein großer Erfolg jahrzehntelanger Naturschutzarbeit - aber keineswegs selbstverständlich."
Die Auenlandschaft an der Isarmündung beherbergt eine außergewöhnliche Artenvielfalt und erfüllt wichtige ökologische Funktionen wie natürlichen Hochwasserschutz und Grundwasserregeneration. Alexander Rohde ergänzte: "Die Flussauen sind nicht nur ökologische Hotspots, sondern auch unverzichtbare Klimaschützer. Sie speichern CO₂, filtern Schadstoffe und bieten Rückzugsräume für bedrohte Arten. Der fortschreitende Klimawandel macht ihren Erhalt umso dringlicher."
Foto:
Traditionell stellten sich die gut 50 Teilnehmer:innen der “Grünen Paddeltour” am Donauufer zu einer Gruppenaufnahme zusammen. Mittig MdB Marlene Schönberger und Toni Hofreiter, rechts davon der Abgeordnete im Bayerischen Landtag Toni Schuberl.
(Foto: GRÜNE_Schoyerer und Claudia Woller)
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