Gegen den Raubbau an Natur und Kultur

Ausstellung „Grün kaputt“ im Viechtacher Wahlkreisbüro der Grünen ist noch an sechs Tagen zu sehen

Viechtach. „Grün kaputt“, und das im Grünen-Büro – was ist da los? Die Ausstellung mit diesem Namen ist am Donnerstagabend von MdB Erhard Grundl und MdL Toni Schuberl eröffnet worden. Im Nebenraum ihres gemeinsamen Wahlkreisbüros ist die Fotoschau von Dieter Wieland, Peter Bode und Rüdiger Disko zwei Wochen lang zu sehen.
Den provokanten Titel „Grün kaputt“ gibt es seit fast 40 Jahren. So hieß nicht nur eine vielbeachtete Ausstellung im Münchner Stadtmuseum, sondern auch ein Film im Bayerischen Fernsehen sowie ein Buch. Der bekannte Fernsehjournalist und Publizist Dieter Wieland (*1937) hat mit seinen eindringlichen Appellen gegen den Raubbau an Natur und Kultur und für den Landschafts- und Denkmalschutz unermüdliche Pionierarbeit geleistet.
Die neu aufgelegte Fotoschau stellt auf plakative Weise positive und negative Beispiele zusammen und unterlegt sie mit markanten Zitaten. So werden etwa harmonische alte Dorfränder planlos ausfransenden Neubausiedlungen gegenübergestellt, lebendige Innenhöfe mit versiegelten Teerwüsten kontrastiert, und gewachsene Fußwege stehen Autopisten gegenüber.
 Persönlich konnte Dieter Wieland zur Vernissage nicht kommen; MdB Erhard Grundl las aus seinem Antwortschreiben vor: „Ihr müsst verstehen, dass ich jetzt nicht mit ,Grün kaputt‘ wieder durchs Land ziehe, das haben wir vor 37 Jahren gemacht und dachten, wir ändern was in den Köpfen (…). Ich habe große Hoffnungen auf euch, aber ihr müsst es alleine schaffen.“ Grundl betonte, Wieland habe seit den 1970er-Jahren unentwegt seine Stimme gegen Flächenverbrauch, Landschaftszerstörung, Umweltfrevel und Geringschätzung der heimischen Baukultur erhoben. Dass seine leidenschaftlichen Plädoyers für den Erhalt von Kulturlandschaften und Ortsstrukturen dennoch oft unbeachtet blieben, könne man sehen, wenn man vor den Fotos steht.
 Das Buch „Grün kaputt“ habe er schon als Kind im Elternhaus durchgeblättert und daraus gelernt, was „schön oder greislig“ ist, sagte MdL Schuberl. Er verwies darauf, dass die Grünen seit 40 Jahren im Naturschutz darum kämpfen, „das Schlimmste zu verhindern“. Doch „das Bremsen des Schlimmsten stoppt die Zerstörung nicht“, man müsse dem Raubbau an den eigenen Lebensgrundlagen noch konsequenter entgegenwirken. Ganz konkret sei zum Beispiel möglich, Gewerbegebiete zu bauen, ohne die Qualität der Böden zu zerstören.
Auch Grünen-Kreisvorsitzender Gerd Winklbauer betonte den Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen als vorrangiges Ziel, und dafür würden eben die Grünen, „das Original“, stehen. Bekräftigt wurde das durch seinen Vorstandskollegen Jens Schlüter. Dieser erinnerte sich an die subtile Wirkung von Wielands Filmen, die langen Kameraeinstellungen und die markante Stimme: „Es sind die kleinen Dinge, durch die man etwas vorantreibt.“
Viechtachs Bürgermeister Franz Wittmann (CSU), um ein Grußwort gebeten, unterstrich die hohe Bedeutung des Naturschutzes, dieser müsse aber „bezahlbar bleiben“. Schließlich wandte sich auch Nicole Herzog ans Publikum. Als Bürgermeisterkandidatin für Zukunft Viechtach (Bündnis 90/Die Grünen, ÖDP und Parteifreie) stehe sie für den Vorrang des Naturschutzes. Auf ein Foto von einer mit Industriesteinen zugepflasterten Einfahrt zeigend meinte sie ein wenig selbstkritisch, das könnte auch vor dem von ihr gekauften Haus aufgenommen worden sein.
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INFOS

Die Ausstellung „Grün kaputt“ in der Kolpingstraße 4 (oberes Ende der Bahnhöhe) ist bei freiem Eintritt noch an den folgenden Tagen zu besichtigen:
 Mittwoch, 15. Januar; Donnerstag, 16. Januar, und Freitag, 17. Januar, jeweils 14 Uhr bis 18 Uhr;
 Samstag, 18. Januar: 9 Uhr bis 13 Uhr;
 Dienstag, 21. Januar, und Mittwoch, 22. Januar, jeweils 14 Uhr bis 18 Uhr.

 

Quelle: Passauer Neue Presse vom 14.01.2020

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