Fünf Fragen an Anne-Kathrin Rieger

Nicht erst seit der Nominierung von Annalena Baerbock als Kanzlerkandidatin erleben wir GRÜNE einen deutlichen Mitgliederzuwachs. Bereits davor war zu merken, dass immer mehr Menschen sich aktiv für Umwelt- und Klimaschutz und einen starken sozialen Zusammenhalt einsetzen möchten. Mit Anne-Kathrin Rieger können wir unser 1.000tes Mitglied in Niederbayern begrüßen. Die 42-jährige Ärztin wohnt in Dingolfing und ist zur Gründung des GRÜNEN Ortsverbands Dingolfing beigetreten. Wir haben ihr fünf Fragen zu ihrem politischen Engagement gestellt.

 

Erst einmal herzlichen Willkommen bei den GRÜNEN! Dein erster direkter Kontakt war bereits bei der Kommunalwahl im letzten Jahr, als du als parteifreie auf der GRÜNEN Liste zur Kreistagswahl Dingolfing-Landau kandidiert hast. Wieso hast du dich für die GRÜNEN entschieden?

Anne-Kathrin Rieger: Schon als Kind waren mir Themen wie Tierwohl, die Reduktion von (Plastik-)müll und die Einbremsung von Flächenversiegelung wichtig und ich habe mich verschiedentlich interessiert und teils engagiert. Ich bin nicht in jedem Bereich einer Meinung mit den Grünen bzw. Ihrem Wahlprogramm, aber das Thema Umweltpolitik und Beendigung von Massentierhaltung sind mir extrem wichtig und da sehe ich mich bei den Grünen am besten repräsentiert und habe die Hoffnung hier wirklich etwas verändern, hoffentlich verbessern, zu können.

 

Als Ärztin wirst du mit Gesundheitspolitik verbunden. Welche Themen sind Dir in diesem Bereich besonders wichtig?

Auch im Gesundheitsbereich spielen viele grüne Themen eine wichtige Rolle: In den letzten Jahren habe ich immer mehr Patienten, gerade auch Kinder, betreut, die an Übergewicht leiden und z. B. bei männlichen Patienten immer häufiger Fettpölsterchen um die Brust und Taille gesehen, normalerweise ein weibliches Verteilungsmuster des Fettes unter Östrogeneinfluss. Es liegt nahe, hier einen Zusammenhang mit dem Östrogeneinsatz in der Massentierhaltung zu vermuten. Das Hormon wird eingesetzt, damit die Masttiere schneller - und billiger - zunehmen und schlachtreif werden.

Auch der Einsatz von Antibiotika, sogar prophylaktisch, damit Tiere, die unter schlechten Bedingungen auf zu wenig Raum gehalten werden, nicht erkranken, macht sich in zunehmenden Antibiotikaresistenzen und teilweise messbaren Antibiotikarückständen z. B. im Wasser merkbar… Aus meiner Sicht kann Tierhaltung unter so unphysiologischen Bedingungen im Interesse von Mensch und Tier so nicht fortgeführt werden.

 

Direkt nach deinem Beitritt hast du den Ortsverband Dingolfing mitgegründet und wurdest in den Ortsvorstand gewählt. Hast du ein Herzensprojekt, dass du mit dem neuen Ortsverband umsetzen möchtest?

Die Verkehrssituation in Dingolfing ist in mehrerlei Hinsicht verbesserungswürdig: Der ÖPNV ist schlecht durchdacht, die Bushaltestelle in unserem Wohnviertel wird seit Jahrzehnten nur einmal pro Stunde angefahren und ausgerechnet zwischen 7:00 und 8:00 Uhr, wo eindeutig die meisten Leute, z. B. alle Schüler, viele Arbeitnehmer, einen Bus bräuchten, werden unsere Haltestelle und ein paar weitere, nicht angefahren!

Dabei wohnen wir im Ort und am Berg, leider auch ohne durchgehenden Fußweg. Jeden Morgen stehe ich hier im Stau und sehe unzählige Mütter/Väter vor und hinter mir mit nur ein oder zwei Kindern im privaten PKW als „Schultaxi“ im Schritttempo Richtung Schule fahren. Die Anschlusszeiten an die Buslinie, die zu und von dem Dingolfinger Bahnhof fährt, sind teilweise überhaupt nicht aufeinander abgestimmt und unzumutbar. Trotz regelmäßiger Anfragen ist hier laut älteren Anwohnern schon seit 30 Jahren kaum etwas passiert.

Auch die Flächenversiegelung auf unseren Plätzen, z. B. am Marienplatz, wo schattenspendende Bäume bei einer Neugestaltung gefällt wurden statt gepflanzt, oder ebenso beim Pausenhof der Grundschule Altstadt, sind Themen, die mich dazu gebracht haben, mich selbst lokalpolitisch engagieren zu wollen. Lokale Geschäfte stärken und mehr Aufenthaltsflächen für Bürger und Bürgerinnen im Öffentlichen Raum zu schaffen, wäre auch noch ein Wunsch von mir und unserem neu gegründeten Ortsverband.

 

Die ländlichen Regionen Niederbayerns gelten allgemein als schwieriges Pflaster für GRÜNE. Empfindest du das auch so?

Naja, im Vergleich zu München, meiner Geburtsstadt, sicherlich. Andererseits trifft man auch hier zunehmend Menschen, die etwas ändern wollen, weil auch sie spüren, dass es so nicht weitergehen kann: Landwirte, die seit Generationen hier Land- oder Viehwirtschaft betrieben haben und jetzt auf Biolandwirtschaft umstellen z. B. Und das Bedürfnis, saisonale und regionale Produkte zu kaufen, empfinde ich hier auf dem Land zum Beispiel sogar als stärker ausgeprägt.

 

Im Herbst steht eine richtungsweisende Bundestagswahl an. Was erwartest du dir von einer GRÜN geführten Bundesregierung mit Annalena Baerbock als Kanzlerin?

Dass sich die Grünen für eben all diese Themen wirklich stark einsetzen: Klimawandel bekämpfen, Massentierhaltung beenden und artgerechte Tierhaltung und Ökolandwirtschaft subventionieren anstelle der immer größeren „Tierfabriken“. Regionale, kleinere Betriebe und kleine Einzelhändler stärken, damit wir nicht bald nur noch in großen Ketten die auf der ganzen Welt gleich sind, einkaufen können. ÖPNV stärken, besonders auch auf dem Land mit gut durchdachten Konzepten, denn es muss auch hier eine bezahlbare und zeitlich zumutbare Alternative zum Autofahren geben.

 

Danke für das Gespräch!

 

Die Fragen stellten Olivia Kreyling und Matthias Ernst.

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