Bundestagsabgeordnete Marlene Schönberger besucht Beratungsstelle für Kinder, Jugendliche und Eltern in Dingolfing
Im Rahmen ihrer Wahlkreisarbeit besuchte Marlene Schönberger (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) die Beratungsstelle für Kinder, Jugendliche und Eltern in Dingolfing. Wegen hoher Nachfrage hat die Beratungsstelle mit massiven Kapazitätsproblemen zu kämpfen.
Die Gründe für die steigende Nachfrage sind vielfältig: zunehmende gerichtlich angeordnete Mediationen bei Trennung und Scheidungen, verunsicherte Eltern durch widersprüchliche Erziehungstipps in sozialen Medien, die Folgen der langen Schulschließungen während der Covid-19-Pandemie sowie vermehrt Jugendliche mit tatsächlichen psychischen Problemen wie Depressionen und Essstörungen.
Ein weiterer Faktor, der die Beratungsstelle beschäftigt, ist die Situation in bayerischen Kindertagesstätten. „Oft werden wir mit dem Einverständnis der Eltern angefragt um, bei sogenannten Interaktionsbeobachtungen einzelne Kinder im Kita-Alltag zu beobachten. Dies geschieht, wenn das Kita-Personal eine Verhaltensauffälligkeit oder Störung bei einem Kind vermutet,“ erklärte Carmen Zrenner, Leiterin der Beratungsstelle.
„Erfreulicherweise liegt nicht immer ein ungewöhnliches Verhalten vor. Wir sehen allerdings auch sehr verhaltensauffällige Kinder mit denen das Kindergartenpersonal insbesondere angesichts der Kinderzahlen in den einzelnen Gruppen, an seine Grenzen kommt, so Diplom Psychologin Zrenner weiter. Laut einer aktuellen Studie der Bertelsmann-Stiftung gibt es noch einen weiteren Grund für die schwierige Betreuungssituation: Bayern weist bundesweit die niedrigste Fachkraftquote in Kindertagesstätten auf. Nur 55 Prozent des Kita-Personals im Freistaat sind Fachkräfte (der deutsche Durchschnitt liegt bei 72 Prozent). Dies kann zu einer Überforderung des pädagogischen Personals führen, wodurch Kinder gelegentlich vorschnell als verhaltensauffällig eingestuft werden und anschließend als Fälle bei der Beratungsstelle landen.
„Was ich heute hier erfahren habe, ist besorgniserregend“, erklärte Marlene Schönberger nach ihrem Besuch. „Engagierte Fachkräfte leisten hervorragende Arbeit unter zunehmend schwierigen Bedingungen. Wenn wir von der Zukunft unserer Gesellschaft sprechen, dürfen wir bei der Entwicklung und Unterstützung unserer Kinder und Jugendlichen nicht sparen. Der eklatante Personalmangel in Beratungsstellen wie auch in Kitas ist ein strukturelles Problem, das dringend gelöst werden muss.“
Zrenner betonte: „Wir verzeichnen einen deutlichen Anstieg der Hilfebedürfnisse von Familien. Mit begrenzten Ressourcen können wir jedoch längst nicht allen Klienten zeitnah helfen: wir verfügen über lediglich 3,5 Fachkräfte, sind aber für den ganzen Landkreis zuständig. Die Wartelisten sind lang. Es braucht mehr Fachpersonal und bessere strukturelle Rahmenbedingungen, um auch präventiv noch mehr arbeiten zu können, bevor Probleme eskalieren.“
Zusätzlich bestehen bauliche Herausforderungen: Die Beratungsstelle befindet sich in einem alten Gebäude in Dingolfing, das dringend renovierungsbedürftig ist. Die veraltete Bausubstanz und begrenzte Räumlichkeiten erschweren die Beratungen. Das Team der Beratungsstelle betont daher, dass für eine hochwertige, zielorientierte Beratung geeignete Räume essenziell sind – ausreichend Platz, z.T. kindgerechte Ausstattung, barrierearme Zugänge und separate Bereiche für vertrauliche Gespräche. „Für die Außenstelle in Landau an der Isar wurde nach intensiven Verhandlungen nun eine praktikable Lösung gefunden,“ freute sich Carmen Zrenner.
Schönberger erklärte: „Wir brauchen bundesweit verlässliche Rahmenbedingungen in der Kinder-, Jugend- und Familienhilfe. Personalmangel und unzureichende Finanzierung dürfen nicht auf Kosten von Familien und jungen Menschen gehen. Wir setzen uns dafür ein, dass Beratungsstellen verlässlich arbeiten können – mit mehr Personal, angemessenen Räumlichkeiten und klaren Förderstrukturen.“